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Wiesbadener Kurier vom 22.03.2003:

Kleine Dichter mit ihren wilden Worten

Poetry Kids Slam im Kulturpalast/Kinder tragen eigene Stücke vor/Pädagogischer und künstlerischer Anspruch
Von Kurier-Mitarbeiterin Martina Meisl

Der Poetry Slam "Where The Wild Words Are" der gleichnamigen Wiesbadener Literaturgruppe hat einen kleinen Bruder bekommen:  Im Kulturpalast in der Saalgasse ist am Donnerstag der zweite "Poetry Kids Slam" ausgetragen worden. Der Wettbewerb stößt vor allem bei den Jüngeren auf Interesse.
Eigentlich hatten die Veranstalter mit älteren Kindern gerechnet. Die Veranstaltung war für zehn- bis 15-Jährige angekündigt worden, gekommen sind rund dreißig sechs- bis 12-jährige Grundschüler. Die aber waren mit vollem Eifer und Übermut dabei.
Für die Kinder gelten die gleichen Regeln wie beim Poetry Slam für Erwachsene, der regelmäßig im KuK Schlachthof ausgetragen wird. Maximal acht Kinder dürfen fünf Minuten lang auf der Bühne aus ihren Werken vortragen. Und müssen sich danach dem Urteil ihrer Altersgenossen stellen.

Manch einer der kleinen Redner erlebte dabei ein ungewohntes Wechselbad der Gefühle: Dass vor Aufregung die Stimme versagen kann, war eine neue Erfahrung, und so flossen auch ein paar Tränen. "Beim ersten Mal war ich aufgeregt, beim zweiten Mal gar nicht mehr." Der zwölfjährige Sören war froh, eine zweite Chance erhalten zu haben.
Die selbstgeschriebenen Texte drehten sich um Adler, Schildkröten, Autos, Kühe und Bäume. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.
Als es an die Bewertung ging, zeigte sich, dass das junge Publikum mit seiner Verantwortung etwas überfordert war. Zeitweise sah es so aus, als ginge es nur um Sympathiebekundungen und Freundschaftsbeweise. Am Ende setzte sich aber die siebenjährige Anastasia mit ihrer flüssig vorgetragenen Geschichte "Die kleine Birke" durch.

Die Idee, Kinder einzubeziehen, war bereits in den Anfangszeiten des Poetry Slams entstanden. Damals hatten sich bei "Folklore im Garten" drei elfjährige Mädchen für den Wettbewerb angemeldet. "Wir waren von der Ausdrucksstärke der Vorträge überrascht", beschreibt Uwe "Turbo" Lenz die Geburtsstunde der Idee für den Kinder-Wettbewerb.
"Heute war erst die zweite Veranstaltung, am Konzept wird noch gebastelt", begegnen die Veranstalter allzu großen Erwartungen. "Wir setzen uns nachher zur Kritik zusammen und überlegen, was wir besser machen können."
Hinter dem Ganzen steht eine Mischung aus pädagogischem und künstlerischen Anspruch. "Es ist auch eine Literaturveranstaltung", sagt Bettina Lehmann von Where The Wild Words Are. Aber es gibt auch andere Aspekte. Sie weist darauf hin, dass das Projekt im Hinblick auf die Pisa-Studie einen wertvollen Beitrag leisten kann. Die Kinder werden spielerisch ans Lesen und das kreative Schreiben heran geführt. Hinzu kommt Sprachkompetenz, wichtig im Bergkirchenviertel mit seinem hohem Ausländeranteil.

Derzeit kommen die Kinder fast alle aus der Hausaufgabenbetreuung des Kulturpalastes. Deren Leiterin, Patricia Link, ist selbst Mitglied im Literaturclub und moderiert die Veranstaltungen. In Zukunft sollen die Schulen stärker eingebunden werden, denkbar sind auch Poetry Slams vor Ort. Damit könnte die Lücke in der Altersgruppe zwischen zwölf und 18 geschlossen werden. "Vielleicht steigt mit dem Alter auch die Qualität der Texte", hofft Literaturclub-Mitglied Alexander Pfeiffer.

Die Poetry Kids Slams finden jeweils am dritten Donnerstag eines Monats im Kulturpalast in der Saalgasse statt. Der nächste Termin ist der 17. April

Foto, Unterzeile: Auch Hung traute sich: Acht Kinder trugen im Kulturpalast eigene Texte vor. Und stellten sich anschließend dem Urteil ihrer Altersgenossen.  Foto: RMB/Windolf
(Quelle: Wiesbadener Kurier vom 22.03.2003)

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