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Wiesbadener Kurier vom 27.06.2003:

Wenn die Küche zum Whirlpool wird

Slam-Poetin Pamela Granderath im Schlachthof
Von Kurier-Mitarbeiterin Yvonne Schmidt
Das Leben ist eine Kette von Katastrophen, nimmt man Pamela Granderath beim Wort. Mit Worten kennt sich die Düsseldorfer Slam-Poetin und Poetry Slam-Moderatorin aus. Die kleinen und großen Malheurs des Alltags verpackt sie in Kurzprosatexte und Gedichte, die bereits in zahlreichen Anthologien erschienen sind. Im Rahmen der Reihe "Where the wild words are" gastierte die mit dem Literaturförderpreis ihrer Heimatstadt ausgezeichnete Autorin im Kulturzentrum Schlachthof.
Morgens nach dem Aufstehen: Der desillusionierende Blick in den Spiegel. Der schale Nachgeschmack einer durchzechten Nacht. Der Biss auf den Plastikring in der Cornflakes-Schüssel. Da hilft nur eines: Aspirin. Doch die Wunderpille birgt auch Nebenwirkungen - die Küche wird zum Whirlpool, der Toaster zum weißen Hai, wenn Franzi von Almsick die prickelnde Brausetablette in Wasser auflöst. Ein Horrorszenario, ins Absurde gesteigert durch eine irrwitzige Traumlogik. Oder etwa eine groteske Vision infolge ausschweifenden Drogenkonsums?
A propos Drogen: Eine Absage an Kifferorgien mit dem Nachbarn erteilt die Prosaskizze "Ein Tag mit Vladimir". Pointiert, lyrisch und in starken Bildern beschreibt Granderath die Wahrnehmung im Drogenrausch. Doch nicht alles, wovon sie schreibt, ist tatsächlich erlebt, wie der Titel ihrer Prosareihe "Biografische Lügen" belegt. Die junge Autorin beobachtet genau, um Impressionen in Worte zu übersetzen. Dabei gebraucht sie Sprache nicht nur als Bedeutungsträger: In teilweise dadaistisch anmutenden Gedichten erweckt sie Alltagssituationen zum Leben - das Verkehrschaos an einer Straßenkreuzung ebenso wie den Fahrplan der Metro.
Ihrem Ruf als "Slam-Queen mit den Scherenhänden" macht sie mit den "Friseur- Geschichten" alle Ehre: In denen ist es immer noch besser, wenn der Figaro ein Ohr abschneidet, als wenn man selbst Hand anlegt: Die verzweifelte Suche nach einer adäquaten Frisur gipfelt in autodestruktiven Exzessen bis hin zur geistigen Indolenz.
Schließlich kehrte Pamela Granderath zu ihren Wurzeln zurück, um sich als echte Slam Poetin zu beweisen, bevor sie den Zuschauern zum anschließenden Poetry Slam das Mikro überließ.

(Quelle: Wiesbadener Kurier vom 27.06.2003)

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