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Wiesbadener Tagblatt vom 30.04.2004

Kanzlerkandidatin auf der Psychiater-Couch

Thea Dorn liest aus "Die Brut" im Schlachthof
Von Eric Stei

Auf der Psychiater-Couch liegende Kanzlerkandidatinnen für eine Talkshow zu interviewen, ist noch das geringste Problem mit dem Tessa Simon zu kämpfen hat. Schließlich ist genau das der Beruf der Protagonistin aus Thea Dorns aktuellem Roman "Die Brut", den die gebürtige Offenbacher Autorin jetzt im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Where the wild words are" im Schlachthof vorstellte.

Eine leicht gekürzte Fassung des ersten Kapitels stand auf dem Programm, weshalb Dorn auch ohne große Umschweife direkt ins lesende Geschehen einsteigen konnte. Und dort begann alles mit einem abgestürzten Labtop, desinteressierten Computernotdiensten und einer, im virtuellen Papierkorb des Lebensgefährten gefundenen E-Mail. Dass diese von dessen Ex-Freundin stammt und auf unangenehme Pilzentzündungen anspielt, bildet den ersten Anlass zu einer, zunächst nur leichten Existenzkrise Tessas.

Thea Dorn ist ihrerseits nicht nur Autorin, sondern auch Co-Moderatorin einer Literatursendung des SWR und ausgebildete klassische Sängerin, was sich gerade in Hinsicht auf ihre Vorlesequalitäten positiv bemerkbar macht. Dorn gelingt es, selbst in den bei Lesungen oft schwierigen ersten Minuten, den Kontakt zum Publikum aufzubauen und diesen bis zum Ende aufrecht zu erhalten.

Inhaltlich spielt dabei die eingängige Schilderung von Alltagserlebnissen ebenso eine Rolle, wie geschickt eingeflochtene gesellschaftskritische Töne und vor allem die Verwendung frecher, sarkastischer Metaphern und einer sehr expliziten Sprache. Und obwohl ihre Heldin ständig von neuen, auf sie hereinstürzenden Ereignissen geplagt wird, führt Dorn sie geschickt am roten Faden ihres Handlungsaufbaus entlang, ohne sich in den teilweise ausführlich geschilderten Nebensträngen zu verlieren.

Und so wurde bei den im Anschluss an die Lesung vorgenommenen Videointerviews der mitgereisten Filmtruppe vor allem eines klar: Den Besuchern hat es gefallen.

(Quelle: Wiesbadener Tagblatt vom 30.04.04)

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